Betriebsbesichtigung 2019

Betriebsbesichtigung-Bundeshaus Bern

„Session“ der Landfrauen
Die diesjährige Betriebsbesichtigung gestaltete sich für einmal etwas anders als gewohnt. Wir waren nicht im Car sondern mit dem Zug unterwegs, der Kaffeehalt fand nicht statt und anstelle eines Fabrikationsbetriebes besuchten wir das Herzstück der Schweizer Politik. Nach einer umfangreichen Sicherheitskontrolle mit Abgabe der ID oder des Passes, Gepäckkontrolle und Personenkontrolle wie am Flughafen, wurden wir von einer Mitarbeiterin des Parlamentsdienstes in Empfang genommen. Vom modernen Gästeeingang gelangt man über zwei Treppen in die Kuppelhalle. Dort erfuhren wir viel über die Geschichte und Entstehung des «Palastes für das Volk». Bern wurde 1848 als Bundesstadt bestimmt (die Schweiz hat in dem Sinn keine Hauptstadt) und erhielt dadurch auch die Verpflichtung Gebäude für den Ratsbetrieb zur Verfügung zu stellen. Das ehemalige Casino und Inselspital genügten vorerst als Ratsgebäude, im Jahr 1885 wurde ein Wettbewerb für den Bau des Bundeshauses ausgeschrieben. Nach einigen Quereleien wurde dieses am 1. April 1902 eingeweiht. 97% der Baumaterialien stammten aus der Schweiz, der Bau kostete damals rund 7 Mio. Franken. Die Bezeichnung „Bundeshaus“ stimmt jedoch nicht für das ganze Gebäude. Das «Mittelgebäude» mit der Kuppel, dem National- und Ständeratssaal heisst Parlamentsgebebäude weil darin das Parlament tagt. Die Bundesräte sind in dem Gebäude nur während der Session «geduldet». Die Anbauten im Osten, Westen und Süden sowie der Bernerhof dürfen als Bundeshaus bezeichnet werden weil in diesen Gebäuden die Departemente und die Bundesräte beheimatet sind. Ferner haben wir erfahren, wie der Ratsbetrieb organisiert ist und dass ein Ständerat mindestes drei Landessprachen verstehen muss weil die Ständeräte in ihrer jeweiligen Muttersprache die Geschäfte behandeln. Den Nationalräten steht ein Dolmetscherdienst zur Verfügung. Seit 1999 verfügen der Ständerats- und der Nationalratssaal über ein elektronisches Abstimmungssystem, welches als weltweit modernstes gilt. Wir waren uns einig: Unsere Führerin hat uns die Geschichte des Bundehauses sowie die Finessen der Bauten und Gemälde sehr bildlich und informativ erzählt. So macht Geschichte Spass! Nach der offiziellen Führung wurden wir ins Fraktionszimmer der SVP gebracht wo wir von Nadja Pieren in Empfang genommen wurden. Sie hat uns aus den Arbeiten der Kommissionen erzählt und auch anhand von Beispielen erklärt, wie Bundespolitik funktioniert. Die Kommissionen haben jeweils 29 Mitglieder und die Verteilung ist analog des Nationalrates (welchem übrigens aktuell 13 Parteien angehören). In den Kommissionen werden die Geschäfte während Wochen, teilweise Monaten vorbereitet und diskutiert. Kompromisse werden ausgehandelt und Mehrheiten gesucht. Im Nationalrat behandelt man die Geschäfte meist kurz, es wird darüber abgestimmt und die Medien geben meist nur das Resultat weiter. Die Knochenarbeit findet jedoch im Hintergrund statt und gleicht überhaupt nicht einer «Arena-Sendung». Nadja Pieren hat sich anschliessend auch unseren, zum Teil kritischen Fragen, gestellt und diese kompetent beantwortet. Ein uns wichtiges Thema war die fehlende Präsenz einiger, vom Volk gewählten Politiker. Es ist nun davon auszugehen, dass sich die Landfrauen aus Utzenstorf, Wiler und Zielebach vor den nächsten Wahlen im Herbst im Internet die Abwesenheitsliste zu Gemüte führen und ihre Vertreter unter anderen Gesichtspunkten wählen. Nach den ganzen Informationen machten wir uns hungrig auf den Weg in den Rosengarten. Dort warteten Fondue, Ravioli, Sonne und eine grandioses Aussicht über die Stadt Bern auf uns. Es muss nicht immer Car und stundenlange Anfahrt sein. Auch in unserer näheren Umgebung wartet Interessantes um besichtigt zu werden.